Schritt-für-Schritt-Anleitung
1. Schritt:
Festlegung des Ortes
Die Auswahl des richtigen, angemessenen Standortes ist entscheidend für den Erfolg der Installation. Daher ist es essenziell, sicherzustellen, dass die drei Dimensionen in Einklang gebracht werden (Bezug zu Millenniumentwicklungszielen, Botschaft und Herangehensweise sowie der richtige Standort im Museum) und dass die Verbindungen zwischen diesen für die BesucherInnen klar sind. Wenn möglich sollte ein Ort abseits der üblichen Wege ausgewählt werden, der noch nicht stark vom Museum genutzt wird, sodass Sie einen Mehrwert erzeugen und gleichzeitig neue Herausforderungen für das Bildungs- und Vermittlungsangebot aufnehmen können. In diesem Fall wurde berücksichtigt, dass sich das Museum in einem ehemaligen Kloster aus dem 16. Jahrhundert befindet. Das heißt, dass es viele zusätzliche Gebäudeteile hat und daher entschieden wurde, den antiken Taubenschlag zu nutzen, dessen einzigartige Eigenschaften einen guten Ausgleich im Zusammenspiel von „Thema, Methode und Ort“ schaffen.
→ Hinweis: Fotografieren Sie den Standort und messen Sie diesen aus. Beides wird zu einem späteren Zeitpunkt wichtig werden.
2. Schritt:
Ideensammlung
Sobald der Standort der Installation festgelegt ist, muss entschieden werden, welche Art der Installation angewandt werden soll, nämlich ein Supermarkt für Insekten. In diesem Fall war es daher nötig, die Details der Installation relativ exakt festzulegen. In der Folge wurden die meisten Entscheidungen bezüglich der nächsten Schritte im Innern des Taubenschlags selbst getroffen, was vieles erleichterte.
Als erstes war es nötig, die Nistplätze (Löcher) zu zählen und ihre jeweilige Größe (es stellte sich heraus, dass sie alle unterschiedlich groß waren!); dann erstellten wir eine SWOT-Tabelle (Stärken, Schwächen, Chancen, Risiken) um klar die Vor- und Nachteile dieses Standorts zu identifizieren. Diese Tabelle ermöglichte es, die größten Hindernisse zu erkennen und von Beginn an zu versuchen, die besten Lösungen dafür zu finden. Der Vorteil war der sinnbildliche Ort, an dem Kreativität bereichernd wirken würde. Die Zugänglichkeit dieser Lokalität war hingegen das größte Manko.
→ Hinweis: Die Durchführung der SWOT-Analyse ist ein großartiger Weg, um effektive Lösungen für den Umsetzungsprozess zu finden.
Das Projektteam traf sich nun mit den Designern, denen die Idee vorgestellt wurde: das Einrichten eines Insekten-Supermarktes, in dem die BesucherInnen die Möglichkeit bekommen, einige der Insekten und eine Reihe anderer Produkte zu berühren und zu probieren – und der ein Ort ist, an dem eine Reflektion des Themas forciert werden kann. Ein Ausstellungsort mit ergänzenden Informationen, der auch „nett für’s Auge“ ist.
In unserem Fall handelte es sich um einen sehr kleinen Ort, weswegen der visuelle Eindruck sehr stark ausfallen würde und die bereitgestellten Informationen klar und präzise aufgearbeitet sein müssen.
3. Schritt:
Welche Produkte sollen gewählt werden?
Informationsmaterial
Beim Thema Essen und speziell Insekten war es notwendig, sicherzustellen, dass die Informationen auf eine Weise bereitgestellt werden, die es vermeidet eine Distanz zu oder Ekel vor dem Thema zu erzeugen. Es ist definitiv nicht so, dass die meisten Leute es auf Anhieb als zumutbar empfinden, Insekten zu verspeisen. Folglich ist es wichtig zu zeigen, dass Insekten nährstoffreich sein können und womöglich als Energielieferant für eine wachsende Bevölkerung dienen und gleichzeitig eine umweltfreundliche Lösung sein können.
Insekten
Das Projektteam musste eine gewisse Vorstellung von der Installation entwickeln. Anhand der fünf Sinne sollte die Idee bestärkt werden, dass Insekten nicht grotesk sind. Wie ist das möglich, wenn gleichzeitig Hygienebestimmungen und die Sicherheitsregeln des Museums eingehalten werden sollen? Das Team musste möglichst viele Ideen und konkrete Vorschläge sammeln, vergleichen und die verschiedenen Informationsarten ausprobieren.
4. Schritt:
Zeitplan
Das Projektteam legte nun fest, welcher Bedarf besteht, potentielle Zulieferer zu kontaktieren, die zu dem Thema arbeiten und sich reflektierend einbringen können. Man muss dabei mit beiden Beinen fest auf dem Boden stehen und analysieren, was unter Einbeziehung der materiellen und finanziellen Mittel möglich ist. Ebenso bedeutend ist die Zusammenlegung der Zeitplanung aller Akteure und der Inbetriebnahme der Installation sowie der Kommunikation zur allgemeinen Öffentlichkeit an der richtigen Stelle.
5. Schritt:
Alles, was wir sagen und tun wollen
Was wollen wir sagen?
Nachdem die Art der zu entwickelnden Installation festgelegt ist und der Ort, an dem sie umgesetzt werden soll, ist es wichtig, sich Zeit zu nehmen, um die Botschaft auszuarbeiten, die übermittelt werden soll.
Recherche
Um korrekte und aktuelle Daten zu haben, zog das Projektteam Seiten zu Rate, die vollständig für ihre Forschung und Expertise anerkannt sind. Im Falle der Millenniumsentwicklungsziele sind das notwendigerweise die Vereinten Nationen (UN). Die UN greifen auf Suchmaschinen zurück, vor allem die der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO) und auf kürzlich veröffentlichte Berichte, vor allem „Essbare Insekten, zukünftige Aussichten für Lebens- und Futtermittelsicherheit“ (Original: „Edible insects, Future prospects for food and feed security“, Link: http://www.fao.org/docrep/018/i3253e/i3253e.pdf).
Um einen kritischen Blick auf das Thema zu ermöglichen, sollte auf eine kontroverse Auseinandersetzung geachtet werden. Aber am wichtigsten ist eine ausgiebige Hintergrundrecherche, um mögliche Mythen und Vorurteile zu bekämpfen, die es in diesem Themenbereich zuhauf gibt. Von Videos und Bildern beeinflusst, glauben viele Leute, dass das Essen von Insekten nur eine Provokation sein soll und erkennen daher keine wissenschaftliche Stichhaltigkeit in diesem Ansatz.
Formulierung
Wenn die Daten und Informationen gesammelt sind, müssen statistische Daten für die Computergrafiken zusammengestellt werden und detailliertere Informationen für das Formulieren der Texte wie zum Beispiel für das Begleitmaterial. Eines der Team-Mitglieder (Vollzeit) schrieb eine Entwurfsfassung der Inhalte, die später geteilt, verbessert und vom Rest des Teams (4 Mitglieder/ Teilzeit) überprüft wurde.
Das ist ein langsamer Prozess, der aber wichtig ist, um Partnerschaftlichkeit und eine an alle Gruppen von Publikum gerichtete Sprache zu gewährleisten.
6. Schritt:
Grafikmaterial
Die Produkte
Die Kein-Hunger-Installation im Taubenschlag des Museums soll von der Notwendigkeit zeugen, Ursachen und Politiken zu fördern, die einen wirksamen Kampf gegen Armut und Ernährungsunsicherheit fördern.
Es gibt zwei große Herausforderungen im Zusammenhang mit dieser Installation: der Ort und die Entmystifizierung von Insekten als Nahrungsquelle.
Was den Ort angeht: Es handelte sich um einen verwaisten Taubenschlag in einem erstklassigen Bereich des Museums. Daher war es angebracht, diesen Ort wieder mit neuem Leben zu füllen. Trotz des sehr kleinen Budgets für jede Installation, hatten wir die Möglichkeit, jeden der 57 ehemaligen Nistplätze mit essbaren Insekten auszustatten, außerdem mit QR Codes, die auf Videos und Berichte zu diesen neuen Energielieferanten sowie anschauliche Bilder der Insekten weiterleiten.
Eine Auswahl der Videos, zu denen die QR-Codes verlinken:
- Peter Menzel - Nutrition transition
- Marcel Dicke - Why not eat insects?
- Emma Bryce - Why don't we eat bugs?
- Arnold Von Huis - Eating insects
- Florence Hunkel - Eat less meat, more bugs
- Megan Miller - Are insects the future of food?
Das Ziel war es, etwas Visuelles zu schaffen, das sofort die Aufmerksamkeit der BesucherInnen erregt. Auf Grundlage der Recherchen wurde die Forscherin und Professorin an der Tourismus- und Meerestechnologieschule des Polytechnischen Instituts Leiria, PhD Patricia Borges, kontaktiert, die sich mit dem Thema auf Grundlage von Gerichten aus Insektenpulver als eine Antwort auf die Herausforderungen der Ernährungsbranche beschäftigt.
Für die Dozentin war es entscheidend, eine Nährwerttabelle einzusetzen, die den Nährwert einiger Insektenarten im Vergleich zu „normalen“ Lebensmitteln zeigt. Diese Idee wurde als Bereicherung empfunden, auch wenn sie anfangs nicht vorgesehen war. Dementsprechend wurde eine Tabelle als Computergrafik erstellt, die es den BesucherInnen ermöglicht, auf eine Reihe von Fragen einzugehen ohne QR Videos und die Broschüre zu verwenden.
Diese Tabelle erlaubt den Vergleich von 100g Rindfleisch mit 100g Grashüpfer oder 100g Mehlwürmer. Nachdem die Daten für die Tabelle vorbereitet sind, folgt die Herausforderung, diese optisch aufzubereiten. Dabei ist es essenziell, mit einem Team von Designern zusammenzuarbeiten, die den Hintergrund verstehen und die Daten zugänglich machen können.
→ Hinweis: Nachdem das Design fertiggestellt wurde, muss die Tabelle nochmals von der Forscherin bestätigt werden!
Das Poster/die Broschüre/der Prospekt
Die Broschüre sollte eine starke visuelle Verbindung zum behandelten Thema aufweisen. In unserem Fall wurde die Broschüre in Gelbtönen gestaltet, damit sie gut zum offiziellen Symbol der Millenniumsentwicklungsziele (MDGs) passt. Was Struktur und Faltung angeht, entschieden wir uns für ein A3-Format mit sechs Bereichen, sodass die Rückseite als Poster genutzt werden kann. Die Wahl fiel auf das Bild einer Person, die sich neben einem Container voller Reis befindet, mitsamt dem Namen der Installation und einem QR-Code, der zur Facebook-Seite des Projektes weiterleitet. Das Innere der Broschüre erfüllt die erforderlichen Sichtbarkeitsstandards.
Der Prospekt zeigt einen Zeitstrahl zu den Fortschritten, die hinsichtlich der Reduzierung von Hungers auf der Welt gemacht wurden, sowie die von der internationalen Gemeinschaft anzugehenden Herausforderungen und Lösungen. Auch eines der wichtigsten Themen der internationalen Agenda wird angesprochen: Lebensmittelverschwendung. Der Fokus hier liegt auf den Auswirkungen, die die Verschwendung in finanzieller und ökologischer Hinsicht hat.
In der Broschüre sollte die Verbindung zwischen Thema und dem Ort, an dem die Installation angebracht ist, gemacht sowie Hinweise auf weitere Informationen oder Handlungsmöglichkeiten gegeben werden. Sowohl die lokale als auch internationale Ebene des Problems anzusprechen, sollte eine Priorität sein – nicht nur um klar zu machen, dass es sich um ein globales und lokales Problem handelt, sondern auch weil die Quellen und weiteren Informationsmaterialien, auf die zugegriffen werden kann, auf nationalen Seiten in portugiesischer Sprache verfasst sind.
Das Poster enthält außerdem einen Aufruf zum Handeln, der zeigt, dass man als Individuum etwas bewegen kann.
Insekten: Mythos versus Realität
Um die Botschaft intern zu testen, konnte recht unkompliziert ermessen werden, dass es nicht unmittelbar auf Zustimmung stößt, Insekten als Nahrungsquelle bezeichnen. Viele Mythen bleiben bestehen. Dann entstand die Idee, eine einfache Tabelle zu gestalten, in der Mythen mit der Realität konfrontiert wurden. Dafür müssen eine Reihe von Mythen und Wahrheiten über das Essen von Insekten gesammelt und die Designer beauftragt werden, diese Informationen in ein Dokument mit ähnlichem Design wie das andere Grafikmaterial umzuwandeln. Dieses Faktenblatt wurde gedruckt, laminiert und im Taubenschlag zugänglich gemacht. Wichtiger war noch, es digital so weit wie möglich zu verbreiten.
→ Hinweis: Damit das Design den eigenen Ansprüchen gerecht wird, ist es eine gute Idee, klare Instruktionen schriftlich festzuhalten oder die eigenen Ansprüche in einem Konzept zu erfassen, das alle Informationen schriftlich festhält. Schauen Sie sich vorhergehende Projekte des Designerteams an.
Papierablage
Aufgrund des Platzmangels war es nicht möglich, den ursprünglich vorgesehenen Aufbau im Inneren des Taubenschlags umzusetzen. Das Designerteam schlug daher vor, dort einen kleinen Einschub zu platzieren, wo dann die Informationen zu „Mythen versus Realität“ und die Prospekte für Öffentlichkeit zum Lesen zugänglich gemacht werden können.
→ Hinweise:
1: Da nur ein “Mythen versus Realität”-Poster gedruckt wurde, musste ein Schild aufgehängt werden, das es als Vorlagematerial kenntlich machte.
2: Vor dem Kauf von Befestigungsmaterial müssen Sie sicherstellen, dass Sie die Genehmigung haben, die Wände zu bekleben und Material anzubringen.
Anzeigetafel
Es ist essenziell, ein Schild zu gestalten, das den genauen Standort der Installation beschreibt und die BesucherInnen auf diese Innovation aufmerksam macht. Die Tafel außerhalb des Taubenschlags angebracht.
Leinwand
In allen Museen gibt es Karten, die dessen Räume und die dazugehörigen Ausstellungen zeigen. Also entschieden wir uns, eine Karte auf Leinwand zu gestalten, die den genauen Ort der Installationen zeigt.
→ Ein kleiner Hinweis: Die ist ein zeitraubender Prozess und es ist aus Umweltschutzgründen am besten, zu warten, bis alle Installationen am richtigen Platz sind und einige Tage getestet wurden. Sparen Sie das Geld und drucken sie die Leinwand erst danach, das reduziert Kosten und negative Auswirkungen auf die Umwelt.
7. Schritt:
Umsetzung der Installation
Nachdem das Material gedruckt wurde und der genaue Standort festgelegt war, wurde das passende Datum für die Montage und Eröffnung der Installation an Ort und Stelle ausgemacht: Am Abend des Welternährungstages (16.Oktober). Mit der Kamera in der einen und dem Bohrer in der anderen Hand, gingen wir die Aufgabe an.
In jeder der Nischen wurde entweder ein Bild, ein QR-Code oder ein Insektenbehälter platziert. Unter Verwendung der ehemaligen Taubennistplätze teilte sich die Installation optisch harmonisch auf die drei Arten der Information auf.
Wie bei allen Projekten sollte der Einfluss auf die Zuschauer gemessen werden. Daher wurde eine manuelle Auswertung gestaltet, indem zwei Glasflaschen im Inneren des Taubenschlags aufgestellt wurden. Eine Flasche ist leer und beschriftet mit „Platzieren Sie ihre Stimme“; die andere enthält kleine Steine, die die BesucherInnen rausnehmen und in die erste Flasche füllen können, wenn ihnen die Ausstellung gefallen hat.
→ Hinweis: Mit den MitarbeiterInnen des Museums muss abgesprochen werden, wie diese Informationen festgehalten und ausgewertet werden. Genauso wichtig ist es, sicherzustellen, dass alle Beschriftungen bezüglich der Sichtbarkeitsstandards auf allen Materialien des Projekts angebracht sind. Es ist außerdem wichtig, zu gewährleisten, dass das Auswertungsprinzip konsistent mit den anderen verwendeten Evaluationssystemen ist.
8. Schritt:
Plan zur Verbreitung und Kommunikation
Da das Projekt möglichst viele BesucherInnen anziehen will, wurde ein Kommunikationsplan erstellt, der das Projekt und jede einzelne Installation unterstützen soll. Dies geschieht insbesondere indem besonders relevante Institutionen identifiziert werden, die kontaktiert werden können, außerdem das Medium und die Art der Botschaft, die kommuniziert werden soll. In den Tagen vor der Errichtung wurden Fotos und Berichte zum Thema auf der Facebook Seite geteilt, um einen Impuls zu geben.
Facebook “Connected for a Better World”
Durch seine hohe Marktdurchdringung ist Facebook in Portugal ein hervorragendes Mittel zur Kommunikation. Der Tag der Eröffnung wurde mit Bedacht ausgewählt, um der Information noch mehr Aufmerksamkeit zu sichern, in unserem Fall der „Welternährungstag“.
Rundmail
Um die Verbreitung des Wissens um die Installation zu fördern wurde eine Rundmail erstellt, die das Bild des Posters, eine kurze Mitteilung zum Thema und zusammenfassende Informationen zum Projekt und den unterstützenden Institutionen enthielt.
Veröffentlichungen über die Installationen müssen systematisch getätigt werden und, wenn möglich, von allen involvierten Partnern und Gruppen, indem sie ihre eigenen (internen) Kommunikationsträger nutzen. Demgemäß wurde die Installation über die offizielle Facebook-Seite des Projekts, die Website des IMVF (Instituto Marquês de Valle Flôr) und die Netzwerke der Partner weit verbreitet
9. Schritt:
Eröffnung der Installation
Bei diesem Schritt ist es wichtig, zu koordinieren, wer der Partner welche Einladungen verschickt und wer bei der Eröffnung anwesend sein wird. Die Zeit muss festgelegt und, wenn möglich, einige Stellungnahmen eingeholt werden. Wenn Sie sich gegen eine offizielle Einweihung entscheiden, laden Sie dennoch die Teammitglieder ein, sodass sie die Installation aus erster Hand erleben können.