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Landraub

Wem gehört das Land?

 

Zusammenfassung

Die neue Audiostation im Naturhistorischen Museum Nürnberg präsentiert das Thema Landraub sowie jene Menschen, die von den Konsequenzen betroffen sind. Landraub ist ein neues Phänomen, bei dem ausländische Investoren in anderen Ländern (meistens im globalen Süden) große Flächen von Ackerland erwerben, um dort Nahrungsmittel anzubauen, die sie dann meist in ihre Heimatländer exportieren.

Die Audiostation ist eingebettet in den Nachbau eines westafrikanischen Gehöfts. Sie erzählt die Geschichte eines Zuckerrohrprojekts in Mali aus den Perspektiven verschiedener betroffener Personen. Der/Die BesucherIn kann sich hinsetzen und dem Manager zuhören, der berichtet, dass er die Einheimischen durch Jobangebote einbeziehen möchte. Darüber hinaus ist es aber auch möglich einem Landrechtsaktivisten sowie mehreren Bauern des Dorfes, die gegen das Projekt sind, zu lauschen. Abschließend erhalten die BesucherInnen einige allgemeine Informationen zum Thema Landraub.

Im Detail

Die Audiostation bietet Informationen zum Thema Landraub und den damit verbundenen Problemen. Der/die BesucherIn kann:

  • Sich hinsetzen und ausruhen, während er/sie sich über Probleme informiert, welche sich aus direkten ausländischen Investitionen in Ackerland ergeben.
  • Einen realen Fall von Landraub in Mali kennenlernen sowie den verschiedenen betroffenen Personen zuhören.
  • Sich eine eigene Meinung über die Dimensionen des Phänomens Landraub sowie den damit verbundenen sozialen, politischen und wirtschaftlichen Problemen bilden.
  • Die Sichtweise eines betroffenen Kleinbauern im Kontrast zur Sichtweise des Investors kennenlernen.
  • Diese Installation präsentiert hauptsächlich Millenniumentwicklungsziel (MDG) 1 („Bekämpfung von extremer Armut und Hunger“) , MDG 7 („Ökologische Nachhaltigkeit“) und MDG 8 („Aufbau einer globalen Partnerschaft für Entwicklung“)

Hören Sie sich hier die einzelnen Audiodateien an (auf Deutsch):

  1. Der Agrarindustriebesitzer glaubt, dass sein Geschäft ein Gewinn für alle ist und dass die EinwohnerInnen mehr verdienen werden. Klicken Sie hier zum Anhören. Klicken Sie hier zum Anhören.
  2. Ein Kleinbauer begrüßt das Projekt, da er hofft sein Einkommen zu verbessern. Klicken Sie hier zum Anhören. Klicken Sie hier zum Anhören.
  3. Ein anderer Kleinbauer lehnt das Agrarbusinessprojekt ab, da er das Gefühl hat, sein Land werde ihm gestohlen. Klicken Sie hier zum Anhören.
  4. Die Frauen eines Dorfes in der Umgebung des Projekts beschuldigen den Investor Bäume zu fällen, die sie für die tägliche Nahrung benötigen. Klicken Sie hier zum Anhören.
  5. Ein Nationalpolitiker argumentiert, dass hauptsächlich brachliegendes Land für das Agrarbusinessprojekt genutzt wird und dass es daher auch keinen Kleinbauern oder Kleinbäuerinnen schade. Klicken Sie hier zum Anhören.
  6. Ein Aktivist einer Kleinbauernorganisation behauptet, dass die Regierungspolitik das Recht auf Nahrung verletze. Klicken Sie hier zum Anhören.
  7. Zudem gibt es ein Intro (hier zum Anhören klicken) sowie Hintergrundinformationen (hier Klicken zum Anhören) zum Thema.
Overview_Landgrabbing

Überblick der Installation zum Thema Landraub in der Westafrika-Abteilung

Die Audiostation ermöglicht es den BesucherInnen, verschiedene Perspektiven zu hören

Info_Landgrabbing

Eine Infotafel führt in das Thema und das Fallbeispiel ein

Visitor_Landgrabbing

Ein Besucher sitzt auf der angebrachten Bank und lauscht den Erzählungen

    Budget

    Audiostation

    1500 €

    Synchronsprecher

    700 €

    Infotext – Editor, Designer und Druck

    300 €

    Gesamtsumme

    2500 €

    Schritt-für-Schritt-Anleitung

    1. Schritt:

    Wahl des Themas und Objekts

    Wir haben uns entschieden, das Thema Landraub mit der Nachbildung eines traditionellen westafrikanischen Hauses zu verbinden, das im Naturhistorischen Museum in Nürnberg ausgestellt wird. Darüber hinaus gibt es natürlich noch viele weitere mögliche Anknüpfungspunkte für eine Landraubinstallation im Museum wie zum Beispiel Objekte, die die traditionellen Lebensbedingungen zeigen, Ausstellungsstücke über Landwirtschaft, Objekte, die für die Landwirtschaft genutzt werden, landwirtschaftliche Produkte sowie Installationen über Subsistenzwirtschaft und autarke Landwirtschaft.

    → Konzentrieren Sie sich auf eine Geschichte

    Da das Problem des Landraubs ein großes und komplexes Thema ist, in dem man sich schnell verlieren kann, empfehlen wir, sich auf einen bestimmten Aspekt zu konzentrieren, wie z.B. die Konsequenzen für die Einheimischen, die Kleinbauern-Bewegung und ihre Forderungen, die Auswirkungen für die lokale und nationale Wirtschaft, die historische Entwicklung des Phänomens Landraub, internationale Entwicklungen oder die Auswirkungen auf die Biodiversität und Lebensmittelsicherheit.

    In unserem Fall konzentrierten wir uns darauf, eine Geschichte eines spezifischen Projekts in Mali zu erzählen. Wir präsentierten die verschiedenen Perspektiven der betroffenen Personen, da sie im Allgemeinen einen relativ repräsentativen Einblick verschaffen durch ihre verschiedenen Sichtweisen.

    Wir nutzten eine Audiostation, um das Thema darzustellen, da der Raum ziemlich begrenzt war in diesem Eck des Museums. Im Allgemeinen sich natürlich auch visuelle Medien wie ein Touchscreen mit Bildern von Landraub oder auch andere Formen der Präsentation denkbar.

    2. Schritt:

    Einen ersten Entwurf erstellen

    Die Audiostation ist in unserem Fall innerhalb eines westafrikanischen Gehöfts untergebracht. Wenn man eine Installation in ein bereits bestehendes Arrangement hinzufügt – wie wir es in diesem Fall getan haben – ist es hilfreich, einen ersten Entwurf der Idee zu erstellen und gemeinsam mit den Partnern Ideen zusammenzutragen. Dies hilft allen Partnern, detaillierter zu diskutieren, wo und wie das Element installiert werden kann. In unserem Fall war es für uns z.B. hilfreich vorher zu entscheiden, ob die Audiostation alleine stehen soll oder ob wir sie mit einer Bank kombinieren, die das Zuhören für den/die BesucherIn angenehmer macht.

    3. Schritt:

    Kostenabschätzung

    Fragen Sie bei jedem Produktionsschritt nach einer Kostenschätzung. Versuchen Sie zudem, mehrere Kostenvoranschläge einzuholen, sodass es Ihnen möglich ist, das beste Angebot auszuwählen. Vergleichen Sie die Gesamtsumme der Schätzungen mit Ihrem Budgetplan, um diesen notfalls anzupassen.

    In unserem Fall gab es einen großen Unterschied zwischen jenen Audiostationen, welche dieselbe Audiodatei immer wieder in Schleife abspielen und solchen, die es dem/der BesucherIn ermöglichen einzelne Audiodateien auszuwählen. Wir haben uns für die zweite Option entschieden. Selbstverständlich ist es aber auch möglich, sich für die erste Variante zu entscheiden.

    4. Schritt:

    Inhalte erstellen

    Lassen Sie die Personen für sich selbst sprechen.

    Natürlich kann jede Art von Inhalt in eine Audiostation integriert werden. Es ist jedoch die einzigartige Eigenschaft einer Audiostation, dass sie die Originalaussagen der von Landraub betroffenen Personen wiedergeben kann. So ist es möglich, Berichte von Augenzeugen darzustellen.

    Wir haben uns daher dafür entschieden, sechs Originalaussagen von Unterstützern und Gegnern eines Agrobusinessprojekts zu präsentieren. Aber woher bekommt man solche Zitate von betroffenen Personen in Entwicklungsländern aus erster Hand? Mögliche Quellen können Migrantenorganisationen sein, die Kontakt zu Betroffenen herstellen können, die interessiert sind, ihre Geschichte in Form eines Interviews mitzuteilen. Es können auch andere, bereits existierende Medienproduktionen zum Thema Landraub umgeformt werden für die Zwecke einer Audiostation. Wir haben einen Film über Landraub als Basis für unsere Audiodateien genutzt. Der Film heißt „Land rush". In diesem Film werden Interviews mit Farmern, Politikern und Agrobusinessunternehmern gezeigt. Wir baten die Filmproduzenten um die freie Nutzung der Interviews für unsere Audiostation und erhielten von ihnen die Zustimmung. Anschließend übersetzten wir Teile der Interviews ins Deutsche und wählten Schlüsselsequenzen aus, die die Hauptargumente der ganzen Diskussion rund um das Thema Landraub am besten präsentierten. 

    → In der Kürze liegt die Würze

    Das Hören von Informationen bedeutet, dass man mehr Informationen in weniger Zeit erhält. Das bedeutet auch, dass Audioinhalte eher kurz gehalten werden sollten. Für die Installation zum Thema Landraub hieß das in unserem Fall, dass wir die Zeit für die einzelnen Audiodateien auf 2-3 Minuten begrenzten.

    → Probelauf

    Bevor die Audiodateien in Produktion gehen, ist es sinnvoll bei den Partnern oder auch bei KollegInnen ein Feedback zu den übersetzten Texten einzuholen. Wir haben festgestellt, dass unsere eigene Wahrnehmung des kurzen Audiotextes eine ganz andere ist als die der Personen, welche kein Hintergrundwissen zum Thema Landraub haben. Diese Kommentare waren für uns besonders wichtig, da wir die Texte durch diese Rückmeldungen entsprechend anpassen konnten.

    5. Schritt:

    Produktion der Audiodateien

    Die Produktion von Audiodateien basierend auf Texten sollte von einem professionellen Synchronsprecher übernommen werden. Wenn es sich um mehrere Texte handelt, die synchronisiert werden müssen, kann die Produktion schnell teuer werden. Das sollten Sie bedenken, wenn Sie die Texte zusammenstellen. In unserem Fall hatten wir sechs verschiedene Personen, die gesprochen werden mussten – dies erhöhte den Preis der Audiostation natürlich.

    6. Schritt:

    Letzte Korrekturschleife

    Korrekturschleifen: Beim Einsprechen der Texte für die Audiodateien sind mehrere Korrekturschleifen nötig. Zu dem Zeitpunkt, wenn die Audiodateien finalisiert sind, wird die Produktionsfirma digitale Dateien (zum Beispiel in mp3) erstellen und Ihnen diese zusenden. Je nach Audiostation sind auch verschiedene Audioformate vonnöten. Daher sollten Sie sicherstellen, dass Sie von der Produktionsfirma das richtige Format erhalten, das Sie für Ihre Audiostation benötigen.

    7. Schritt:

    Produktion der Audiostation

    Nachdem Sie die finalen Audiodateien erhalten haben, kann die Produktion der Audiostation losgehen. Zur selben Zeit können Sie auch „Extras“, wie zum Beispiel ein Info-Schild fertigstellen, falls dies gewünscht ist.

    8. Schritt:

    Aufbau im Museum

    Die finale Audiostation muss ins Museum transportiert werden. Normalerweise übernimmt dies die Produktionsfirma.

    Bevor Sie schließlich die Audiostation im Museum installieren, sollte ein Funktionscheck durchgeführt werden, von den Personen, die die Inhalte der Audiodateien entwickelt haben, um sicherzugehen, dass alles so funktioniert wie geplant.

    Unsere Erfahrungen

    Pro & Contra

    Pro

    • Audiostationen können besonders gut für kontroverse Themen wie Landraub genutzt werden. Zwei oder mehr verschiedene Meinungen können viel besser in einer gesprochenen Variante dargestellt werden als in einem geschriebenen Text.
    • Audiostationen können sehr viele Inhalte vermitteln und benötigen nur wenig Platz im Museum. Daher sind sie besonders nützlich, wenn Sie entwicklungspolitische Inhalte in eine Ausstellung integrieren wollen, die nur wenig räumliche Möglichkeiten bietet.

    Contra

    • Audiostationen fallen auf den ersten Blick nicht so sehr ins Auge. Wenn Sie Ihre entwicklungspolitischen Informationen auf den ersten Blick sichtbar machen wollen, benötigen Sie zusätzliches Material wie z.B. Infoschilder, Hinweisschilder o.ä., was zusätzliche Kosten verursacht.

    Lernerfahrungen

    • Eine Audiostation mit zwei Audioausgängen erhöht die Nutzbarkeit. Ein Ausgang sollte für die Kopfhörer sein und ein anderer für Lautsprecher. Der erste kann von EinzelbesucherInnen genutzt werden, der zweite für geführte Touren.
    • Eine Audiostation wird nur eine kurze Zeit genutzt werden, wenn der/die BesucherIn keine Möglichkeit hat, sich hinzusetzen. Wir empfehlen daher, Möglichkeiten zu bieten, sich auf einen Stuhl oder eine Bank zu setzen.

    Besucherreaktionen

    • Die BesucherInnen gaben uns die Rückmeldung, dass sie die multiperspektivische Herangehensweise der Audiostation mögen, da so verschiedene Meinungen zum Thema Landraub Gehör finden und dem/der BesucherIn somit die Möglichkeit bietet, eine eigene Meinung zu bilden.

    Internetlinks + andere Quellen

    Circle of blue: Karte zum Landraub weltweit

    www.circleofblue.org/LAND.html (letzter Zugriff 2015/05/06)

    Welthungerhilfe: Das kostet die Welt (Online Spiel)

    www.das-kostet-die-welt.de/ (letzter Zugriff 2015/05/06)

    FIAN Deutschland: Aktuelle Informationen zum Thema Landraub

    www.fian.de/themen/landgrabbing/

    Misereor: Gutes Essen für alle?

    www.misereor.de/themen/hunger/studie-recht-auf-nahrung.html

    Süddeutsche Zeitung: Landraub wird in Europa zum Problem

    http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/land-grabbing-sturm-auf-die-felder-1.2525060 (letzter Zugriff 2015/08/11)

    Brot für die Welt: Unterrichtsmaterialien zum Thema Landraub

    www.friedenspaedagogik.de/blog/wp-content/uploads/2011/08/global-lernen_2011_1.pdf (last accessed 2015/08/11)

     

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