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Handel gestern und heute

Globaler Konsum in unserem täglichen Leben

 

Zusammenfassung

Die im Folgenden beschriebene Installation befindet sich im Naturhistorischen Museum Nürnberg. Sie zeigt Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Handelspraktiken im Wandel der Zeiten anhand einer Reihe unterschiedlicher Handelsgüter. Zudem befasst sie sich mit dem alternativen Fairhandelssystem.

Die Installation wurde in der archäologischen Abteilung des Museums installiert und knüpft inhaltlich an die dort behandelte historische Stadt Petra (im heutigen Jordanien) an. Diese Stadt erlangte auch als antikes Handelszentrum Ruhm. Die von uns hierzu entworfene Installation zeigt moderne und altertümliche Handelsgüter wie Palmöl, Kaffee, Pfeffer und Myrrhe auf ihrem Handelsweg. Aufklappbare Boxen an der Wand erlauben es den BesucherInnen, diese Produkte zu ertasten und zu erriechen.

Im Detail

  • Die Installation besteht aus zwei Tafeln mit jeweils einer großflächigen Landkarte. Auf der linken Tafel wird die antike Weihrauchstraße dargestellt. Auf dieser alten Handelsroute wurden antike Handelsgüter wie Weihrauch, Myrrhe und Zimt von Indien, China und Südarabien in Richtung Norden über die arabische Halbinsel hinauf bis ins römische Reich hinein transportiert.
  • Informationstexte zu dieser Landkarte erläutern die Grundzüge des antiken Handels, der geprägt war durch viele Umschlagplätze, Oasen und Karawansereien, Zölle und Handelsschranken zwischen Regionen. Dies führte letztendlich zu einer starken Verteuerung der weitgereisten Produkte. Ferne Waren waren Luxusgüter.
  • Auf der rechten Seite befindet sich eine weitere Tafel mit einer Landkarte. Diese Landkarte zeigt kontrastierend zum antiken Handel die Wege moderner  Handelsgüter rund um den Globus wie zum Beispiel Kautschuk, Kaffee, Sisal, Palmöl und Vanille. Pfeile verbinden jeweils die Hauptexportländer als Ausgangspunkt und Deutschland als Zielpunkt. So werden die Handelswege sichtbar nachgezeichnet.
  • Die Informationstexte zu dieser Tafel vermitteln, wie der globale Handel in den letzten Jahren um 1500 % angestiegen ist. Dies führt dazu, dass wir alle mehr globale Güter in den Auslagen unserer Geschäfte finden. Dadurch  erreichen uns viele Annehmlichkeiten. Aber auch die negativen Folgen der Globalisierung der Produktion wie ausbeuterische Arbeitsbedingungen in der Herstellung und Dumpinglöhne für Arbeiter in sogenannten Entwicklungsländern betreffen uns nun unmittelbar. Dies wird durch die Tafeltexte thematisiert.
  • 10 olfaktorische Boxen zum Aufklappen befinden sich direkt unter den beiden Landkarten und beinhalten Proben der beschriebenen Handelsgüter zum Anfassen. Auf dem Deckel jeder Box findet sich die Abbildung einer Anbaupflanze – jedoch ohne das jeweilige Ernteprodukt darzustellen. Nun können die BesucherInnen raten: Welches Produkt verbirgt sich wohl hinter diesen Pflanzen? Das Öffnen der jeweiligen Box gibt dann die Antwort auf diese Frage mit einer Produktprobe, Bildern der Ernte und weitergehenden Informationen zum Ursprungsland. Dort werden auch die Lebensbedingungen der Bauern angesprochen.   
  • Mit der Handelsinstallation, wie wir sie konzipierten, können BesucherInnen sich auf diese Weise die Entwicklungen im globalen Welthandel bewusst machen. Sie …
    - … vergleichen im Selbststudium verschiedene Handelsgüter. Jeder Besucher findet dabei noch neue Informationen, selbst Menschen mit einer guten Vorbildung zum Thema Handel.
    - … bilden sich eine eigene Meinung über das Phänomen der Globalisierung im Handel und dessen sozioökonomische Auswirkungen
    - …reflektieren eigene Handlungsmöglichkeiten im täglichen Konsumverhalten
Overview_Trade

Eine Übersicht der Installation zu antiken und modernen Handelsrouten

Modern_Trade

Die rechte Karte zeigt moderne Handelsgüter, die aus aller Welt nach Deutschland geliefert werden

Coffee_Trade

Die Boxen unter den Karten enthalten antike und moderne Handelsgüter zum Anfassen (hier: Kaffee)

Boxes_Trade

Öffnet man die Boxen, finden sich dort das entsprechende Produkt zum Anfassen sowie Texte und Bilder zum Herkunftsland und den Arbeitsbedingungen der ProduzentInnen

    Budget

    Design der Wandtafeln

    200 €

    Kartendesign

    100 €

    Druck der Wandtafeln

    460 €

    Schreinerarbeiten olfaktorische Boxen

    1220 €

    Produktproben

    50 €

    Foliendruck für olfaktorische Boxen

    200 €

    Gesamtsumme

    2230 €

    Schritt-für-Schritt-Anleitung

    1. Schritt:

    Erste Orientierung und Themenfindung

    Suchen Sie gemeinsam mit dem Museum ein Objekt und Thema, zu welchem Sie arbeiten möchten. Mögliche Anknüpfungspunkte zum Thema Handel können beispielsweise sein: Transportbehältnisse für Speisen und Getränke, alte Landkarten und Navigationsinstrumente, Transportgeräte wie Karren, etc.

    → Versuchen Sie inhaltlich möglichst eng am Thema zu bleiben, welches das Ausgangsobjekt vorgibt. Versuchen Sie dazu Bezug zu der Region, den Akteuren und der Form der Narrative herzustellen, die das Objekt vorgibt. In unserem Fall entschieden wir uns beispielsweise dazu, die Weihrauschstraße unmittelbar in die Installation einzubeziehen, da wir dadurch die vorhandenen Objekte in der Ausstellung wie zum Beispiel die Myrrheproben in unsere Installation integrieren konnten.

    Es empfiehlt sich, bei dem komplexen Thema Handel, einen klar umrissenen Teilaspekt darzustellen um nicht zu textlastig in der Darstellung werden zu müssen. In unserem Fall entschieden wir uns dafür, den Aspekt der Transportkosten (Antike Transportkosten hoch versus moderne Transportkosten gering) in den Fokus zu nehmen und die Auswirkungen dieser Entwicklung auf uns als Konsumenten und auf die Bauern in sogenannten Entwicklungsländern als Produzenten darzustellen.

    Weitere interessante Vermittlungsinhalte zum Thema Handel sind beispielsweise die Konsequenzen globalen Handels für lokale indigene Strukturen, Anfänge des Welthandelssystems, die Macht der multinationalen Konzerne, Fair Trade, Zollschranken sowie Handelssubventionen und Handelsabkommen. 

    2. Schritt:

    Überblicksentwurf

    Erstellen Sie einen ersten Entwurf der Gesamtinstallation mit der Position der Texte, Bilder und eventuell interaktiver Elemente wie den Boxen. Ein solcher Entwurf wirft konkrete neue Fragestellungen zur Umsetzung auf, deren Klärung im Vorfeld sinnvoll ist. In unserem Fall ergab sich mit dem Überblicksentwurf etwa die Frage, ob die Installation durch ein großes oder zwei kleinere getrennte Wandtafelelemente zu gestalten sei. Um spätere Aktualisierungen, speziell an der Tafel zum modernen Handel, vornehmen zu können ohne die gesamte Installation auszutauschen, entschieden wir uns schließlich für zwei getrennte Tafelelemente. 

    Falls die Installation wie in diesem Fall Schreinerarbeiten umfasst, sollte bereits der erste Überblicksentwurf genaue Maße beinhalten. Dies kann große Auswirkungen auf die Preisgestaltung haben. Beispielsweise bestimmt der Überblicksentwurf unter Umständen bereits, ob mit Echtholz oder mit PVC gearbeitet werden muss – je nachdem welche Form die Boxen haben werden. Dies führt zu unterschiedlichen Endpreisen der Schreinerangebote.

    3. Schritt:

    Wahl der Zulieferer

    Bei der Auswahl der SchreinerInnen sollten alle Funktionsanforderungen der Boxen in der Angebotseinholung enthalten sein. Bei unserer Installation mussten wir zum Beispiel klären, wie die Deckel der Boxen sich öffnen sollen und wie der geöffnete Deckel arretiert ohne den BesucherInnen auf die Finger zurückzufallen. Wir erhielten dazu unterschiedliche Lösungsvorschläge seitens der Schreiner und entsprechend unterschiedliche Kostenvoranschläge.

    4. Schritt:

    Erstellung der Inhalte

    Erstellen Sie einen Entwurf der Texte für Wandtafeln und Boxen sowie Kartenentwürfe. Die rechtzeitige Abstimmung mit etwaigen Partnern über die Texte und auch etwaige Abbildungen in einer frühen Projektphase verhindert spätere Missverständnisse. Ein davon unabhängiges orthographisches und inhaltliches Lektorat durch einen externen Lektor / eine Lektorin sollte im Budgetplan zudem eingeplant werden. Die Beschäftigung mit den einzelnen Produktproben in den Boxen erfordert Zeit. Daher empfehlen wir bei dieser Installationsform, die Texte insgesamt möglichst kurz zu halten, um die Gesamtverweildauer nicht zu stark auszudehnen.

    Bei der Nutzung von Fotos im Rahmen einer Installation sind die Bildrechte der Urheber zu klären. Für nichtkommerzielle Bildungszwecke sind diese oft leichter kostenfrei oder zu geringen Kosten zu erhalten. Speziell beim Thema Handel lohnt sich eine Anfrage bei den großen Fair-Handels-Akteuren wie Fair Trade Deutschland, dwp oder Gepa, die oft Bilder von Anbau, Ernte und Endprodukten zur Verfügung stellen können. 

    Bei der Auswahl von Produkten für die Anfass-Boxen sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt. In unserer Installation zeigten wir eine Mischung aus bekannten Handelsgütern des täglichen Bedarfs wie Kaffee und exotischeren Gütern wie Rohkautschuk.

    5. Schritt:

    Design

    Nach der Fertigstellung der Texte und der Bildauswahl erstellt ein Designer die finalen Druckvorlagen für die Installation.

    Ein großer Kostenfaktor war in unserem Fall die Verwendung von antiken Landkarten auf großflächigen Tafeln. Anders als moderne Weltkarten findet man sehr wenig frei zugängliche altertümliche Landkarten im Internet. Für die Vergrößerung von antiken Kartenvorlagen musste daher in unserem Fall ein Graphiker engagiert werden, der die Landkarte entsprechend der Vorgaben nachbaute. 

    Der mit den Boxen betraute Schreiner erhielte von uns eine technische Entwurfszeichnung. Generell gilt: Für SchreinerInnen kann es sehr hilfreich sein, die graphischen Entwürfe mit Positionen von Texten und Bildern ebenfalls zu erhalten. So können sie Fehler in der Konstruktion vermeiden und zum Beispiel Schrauben dort positionieren, wo sie weniger den graphischen Gesamteindruck stören und Textfelder nicht stören. Gleiches gilt umgekehrt auch für die involvierten GraphikerInnen, die die technische Zeichnung erhalten sollten. Dadurch stellten wir sicher, dass alle Graphiken so gestaltet wurden, dass sie mit den Abmessungen und Formen der Tafeln und Boxen harmonieren. 

    6. Schritt:

    Beschaffung der Produktproben

    Parallel zu der Produktion von Graphiken und Schreinerarbeiten organisierten wir die Produktproben für die Boxen. Wir nutzten dafür folgende Beschaffungskanäle:

    • Die antiken Handelsgüter wie Weihrauch und Myrrhe waren als Teil der Sammlung und Ausstellung bereits im Museum vorhanden. Was nicht vorhanden war, wurde zugekauft in regulären Supermärkten.
    • Faire Kaffeebohnen und Vanilleschoten sind in vielen Weltläden zu finden. Es kann auch interessant für die BesucherInnen sein, vertraute Produkte in anderer Form zu erleben. Hier empfehlen wir ungeröstete Kaffeebohnen oder rohe Kaffeefrüchte. Beides ist auf Nachfrage bei den Kaffeedirektimporteuren zu erhalten. Jedoch sollten rohe Kaffeefrüchte durch Wachsen oder Einlegen konserviert werden, da sie sonst schnell verrotten.
    • Sisal ist leicht über das Internet zu beziehen.
    • Rohes Palmöl ist ebenfalls in Weltläden zu finden und darüber hinaus auch in vielen Asiamärkten.
    • Rohkautschuk kann nur auf Nachfrage bei einem der wenigen Direktimporteure bestellt werden. Da es sich um ein Produkt handelt, welches vornehmlich für die industrielle Weiterverarbeitung gehandelt wird, ergeben sich oft hohe Mindestabnahmemengen im Kilo- und Tonnenbereich. Es empfiehlt sich daher den Kontakt direkt zu den Marketingabteilungen der Importorganisationen zu suchen, um an Verkaufsproben oder Produktionsreste zu gelangen.

    7. Schritt:

    Abnahme der finalen Entwürfe.

    Mehrere Korrekturschleifen mit dem Designer / der Designerin verbessern das Endprodukt. Vereinbaren Sie bereits im Angebot 2-3 Korrekturschleifen. Halten Sie den Zirkel der in die Korrekturschleifen einbezogenen Personen so klein, dass Sie arbeitsfähig bleiben und zugleich so groß, dass sich im Endergebnis alle relevanten Arbeitspartner wiederfinden.

    Im Falle von Schreinerarbeiten empfehlen wir eine finale Qualitätsabnahme vor dem Transport der Installation ins Museum, so dass bei Korrekturwünschen die mitunter teuren Transportkosten nicht doppelt anfallen. Falls eine persönliche Abnahme beim Schreiner, vor Ort nicht möglich ist, ist zumindest eine Kontrolle durch Vorabbilder in Erwägung zu ziehen.

    8. Schritt:

    Produktion und Installation im Museum

    Nach dem finalen “ok”, sendet der Designer / die Designerin die Druckdaten an den Drucker / die Druckerin und die bedruckten Tafeln und Folien werden, wie auch die geschreinerten Boxen, im Anschluss ins Museum geliefert. Der letzte Schritt besteht im Zusammenfügen der Einzelelemente im Museum.

    Unsere Erfahrungen

    Pro & Contra

    Pro

    • Eine große Stärke dieser Installation ist, dass sie BesucherInnen nicht nur visuell, sondern mit allen Sinnen anspricht durch Riechen, Fühlen, ja sogar Schmecken. Dies erhöht das Interesse und vertieft die Lernerfahrung.  

    Contra

    • Diese Installation benötigt regelmäßige Wartung. Einige Produktproben werden durch BesucherInnen entwendet oder verlieren ihren Geruch wie zum Beispiel Kaffeebohnen. Die Produktproben in den Anfass-Boxen müssen daher regelmäßig aufgefüllt werden durch das Museumspersonal.

    Lernerfahrungen

    • Mit dieser Installation lernten wir, nicht nur die aktuellen Ausstellungsobjekte zu nutzen, sondern auch die Sammlung im Lager des Museums mit in die Überlegungen zu neuen Installationen einzubeziehen. Durch diese Installation bereichern nun Objekte die Ausstellung, die sonst den BesucherInnen verborgen geblieben wären.

    Besucherreaktionen

    • Die BesucherInnen schätzen den multisensorischen Ansatz der Installation.

    Internetlinks + andere Quellen

    Südwind Institut: Diverse Studien zum Themenfeld Welthandel und Arbeitsrechte

    www.suedwind-institut.de/themen/sozialstandards-im-welthandel (letzter Zugriff 2015/05/08)

    Attac: Standpunkte zu den Freihandelsabkommen TTIP, CITA, TISA

    www.attac.de/bildungsangebot/basistexte/detailansicht/news/basistext-48-38-argumente-gegen-ttip-ceta-tisa-co/?cHash=b57198ef0e19e8d80d9452801c12f8ca (letzter Zugriff 2015/05/08)

    Forum Fairer Handel: Webseite des Forums Fairer Handel in Deutschland

    www.forum-fairer-handel.de (letzter Zugriff 2015/05/08)

    WUS Germany: Linksammlung zum Thema Welthandel

    www.wusgermany.de/de/globales-lernen/informationsstelle-bildungsauftrag-nord-sued/bildungsangebote/thematische-linklis-11 (letzter Zugriff 2015/05/08)

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