Schritt-für-Schritt-Anleitung
1. Schritt:
Erste Orientierung und Themenfindung
Suchen Sie gemeinsam mit dem Museum ein Objekt und Thema, zu welchem Sie arbeiten möchten. Mögliche Anknüpfungspunkte zum Thema Handel können beispielsweise sein: Transportbehältnisse für Speisen und Getränke, alte Landkarten und Navigationsinstrumente, Transportgeräte wie Karren, etc.
→ Versuchen Sie inhaltlich möglichst eng am Thema zu bleiben, welches das Ausgangsobjekt vorgibt. Versuchen Sie dazu Bezug zu der Region, den Akteuren und der Form der Narrative herzustellen, die das Objekt vorgibt. In unserem Fall entschieden wir uns beispielsweise dazu, die Weihrauschstraße unmittelbar in die Installation einzubeziehen, da wir dadurch die vorhandenen Objekte in der Ausstellung wie zum Beispiel die Myrrheproben in unsere Installation integrieren konnten.
Es empfiehlt sich, bei dem komplexen Thema Handel, einen klar umrissenen Teilaspekt darzustellen um nicht zu textlastig in der Darstellung werden zu müssen. In unserem Fall entschieden wir uns dafür, den Aspekt der Transportkosten (Antike Transportkosten hoch versus moderne Transportkosten gering) in den Fokus zu nehmen und die Auswirkungen dieser Entwicklung auf uns als Konsumenten und auf die Bauern in sogenannten Entwicklungsländern als Produzenten darzustellen.
Weitere interessante Vermittlungsinhalte zum Thema Handel sind beispielsweise die Konsequenzen globalen Handels für lokale indigene Strukturen, Anfänge des Welthandelssystems, die Macht der multinationalen Konzerne, Fair Trade, Zollschranken sowie Handelssubventionen und Handelsabkommen.
2. Schritt:
Überblicksentwurf
Erstellen Sie einen ersten Entwurf der Gesamtinstallation mit der Position der Texte, Bilder und eventuell interaktiver Elemente wie den Boxen. Ein solcher Entwurf wirft konkrete neue Fragestellungen zur Umsetzung auf, deren Klärung im Vorfeld sinnvoll ist. In unserem Fall ergab sich mit dem Überblicksentwurf etwa die Frage, ob die Installation durch ein großes oder zwei kleinere getrennte Wandtafelelemente zu gestalten sei. Um spätere Aktualisierungen, speziell an der Tafel zum modernen Handel, vornehmen zu können ohne die gesamte Installation auszutauschen, entschieden wir uns schließlich für zwei getrennte Tafelelemente.
Falls die Installation wie in diesem Fall Schreinerarbeiten umfasst, sollte bereits der erste Überblicksentwurf genaue Maße beinhalten. Dies kann große Auswirkungen auf die Preisgestaltung haben. Beispielsweise bestimmt der Überblicksentwurf unter Umständen bereits, ob mit Echtholz oder mit PVC gearbeitet werden muss – je nachdem welche Form die Boxen haben werden. Dies führt zu unterschiedlichen Endpreisen der Schreinerangebote.
3. Schritt:
Wahl der Zulieferer
Bei der Auswahl der SchreinerInnen sollten alle Funktionsanforderungen der Boxen in der Angebotseinholung enthalten sein. Bei unserer Installation mussten wir zum Beispiel klären, wie die Deckel der Boxen sich öffnen sollen und wie der geöffnete Deckel arretiert ohne den BesucherInnen auf die Finger zurückzufallen. Wir erhielten dazu unterschiedliche Lösungsvorschläge seitens der Schreiner und entsprechend unterschiedliche Kostenvoranschläge.
4. Schritt:
Erstellung der Inhalte
Erstellen Sie einen Entwurf der Texte für Wandtafeln und Boxen sowie Kartenentwürfe. Die rechtzeitige Abstimmung mit etwaigen Partnern über die Texte und auch etwaige Abbildungen in einer frühen Projektphase verhindert spätere Missverständnisse. Ein davon unabhängiges orthographisches und inhaltliches Lektorat durch einen externen Lektor / eine Lektorin sollte im Budgetplan zudem eingeplant werden. Die Beschäftigung mit den einzelnen Produktproben in den Boxen erfordert Zeit. Daher empfehlen wir bei dieser Installationsform, die Texte insgesamt möglichst kurz zu halten, um die Gesamtverweildauer nicht zu stark auszudehnen.
Bei der Nutzung von Fotos im Rahmen einer Installation sind die Bildrechte der Urheber zu klären. Für nichtkommerzielle Bildungszwecke sind diese oft leichter kostenfrei oder zu geringen Kosten zu erhalten. Speziell beim Thema Handel lohnt sich eine Anfrage bei den großen Fair-Handels-Akteuren wie Fair Trade Deutschland, dwp oder Gepa, die oft Bilder von Anbau, Ernte und Endprodukten zur Verfügung stellen können.
Bei der Auswahl von Produkten für die Anfass-Boxen sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt. In unserer Installation zeigten wir eine Mischung aus bekannten Handelsgütern des täglichen Bedarfs wie Kaffee und exotischeren Gütern wie Rohkautschuk.
5. Schritt:
Design
Nach der Fertigstellung der Texte und der Bildauswahl erstellt ein Designer die finalen Druckvorlagen für die Installation.
Ein großer Kostenfaktor war in unserem Fall die Verwendung von antiken Landkarten auf großflächigen Tafeln. Anders als moderne Weltkarten findet man sehr wenig frei zugängliche altertümliche Landkarten im Internet. Für die Vergrößerung von antiken Kartenvorlagen musste daher in unserem Fall ein Graphiker engagiert werden, der die Landkarte entsprechend der Vorgaben nachbaute.
Der mit den Boxen betraute Schreiner erhielte von uns eine technische Entwurfszeichnung. Generell gilt: Für SchreinerInnen kann es sehr hilfreich sein, die graphischen Entwürfe mit Positionen von Texten und Bildern ebenfalls zu erhalten. So können sie Fehler in der Konstruktion vermeiden und zum Beispiel Schrauben dort positionieren, wo sie weniger den graphischen Gesamteindruck stören und Textfelder nicht stören. Gleiches gilt umgekehrt auch für die involvierten GraphikerInnen, die die technische Zeichnung erhalten sollten. Dadurch stellten wir sicher, dass alle Graphiken so gestaltet wurden, dass sie mit den Abmessungen und Formen der Tafeln und Boxen harmonieren.
6. Schritt:
Beschaffung der Produktproben
Parallel zu der Produktion von Graphiken und Schreinerarbeiten organisierten wir die Produktproben für die Boxen. Wir nutzten dafür folgende Beschaffungskanäle:
- Die antiken Handelsgüter wie Weihrauch und Myrrhe waren als Teil der Sammlung und Ausstellung bereits im Museum vorhanden. Was nicht vorhanden war, wurde zugekauft in regulären Supermärkten.
- Faire Kaffeebohnen und Vanilleschoten sind in vielen Weltläden zu finden. Es kann auch interessant für die BesucherInnen sein, vertraute Produkte in anderer Form zu erleben. Hier empfehlen wir ungeröstete Kaffeebohnen oder rohe Kaffeefrüchte. Beides ist auf Nachfrage bei den Kaffeedirektimporteuren zu erhalten. Jedoch sollten rohe Kaffeefrüchte durch Wachsen oder Einlegen konserviert werden, da sie sonst schnell verrotten.
- Sisal ist leicht über das Internet zu beziehen.
- Rohes Palmöl ist ebenfalls in Weltläden zu finden und darüber hinaus auch in vielen Asiamärkten.
- Rohkautschuk kann nur auf Nachfrage bei einem der wenigen Direktimporteure bestellt werden. Da es sich um ein Produkt handelt, welches vornehmlich für die industrielle Weiterverarbeitung gehandelt wird, ergeben sich oft hohe Mindestabnahmemengen im Kilo- und Tonnenbereich. Es empfiehlt sich daher den Kontakt direkt zu den Marketingabteilungen der Importorganisationen zu suchen, um an Verkaufsproben oder Produktionsreste zu gelangen.
7. Schritt:
Abnahme der finalen Entwürfe.
Mehrere Korrekturschleifen mit dem Designer / der Designerin verbessern das Endprodukt. Vereinbaren Sie bereits im Angebot 2-3 Korrekturschleifen. Halten Sie den Zirkel der in die Korrekturschleifen einbezogenen Personen so klein, dass Sie arbeitsfähig bleiben und zugleich so groß, dass sich im Endergebnis alle relevanten Arbeitspartner wiederfinden.
Im Falle von Schreinerarbeiten empfehlen wir eine finale Qualitätsabnahme vor dem Transport der Installation ins Museum, so dass bei Korrekturwünschen die mitunter teuren Transportkosten nicht doppelt anfallen. Falls eine persönliche Abnahme beim Schreiner, vor Ort nicht möglich ist, ist zumindest eine Kontrolle durch Vorabbilder in Erwägung zu ziehen.
8. Schritt:
Produktion und Installation im Museum
Nach dem finalen “ok”, sendet der Designer / die Designerin die Druckdaten an den Drucker / die Druckerin und die bedruckten Tafeln und Folien werden, wie auch die geschreinerten Boxen, im Anschluss ins Museum geliefert. Der letzte Schritt besteht im Zusammenfügen der Einzelelemente im Museum.