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Bildung für alle

Lernen für eine bessere Welt

 

Zusammenfassung

In den sogenannten Entwicklungsländern stieg die Einschulungsrate bei Grundschulkindern von 83% im Jahr 2000 auf 91% im Jahr 2015. Im gleichen Zeitraum fiel die Zahl der nicht-eingeschulten Kinder fast um die Hälfte auf 57 Millionen. Doch obwohl viele Staaten große Anstrengungen unternahmen, bleibt noch viel zu tun, denn auch viele GrundschulabgängerInnen beherrschen die grundlegenden Lese-, Schreib- und Rechenfertigkeiten nicht.

Dafür gibt es viele Ursachen: Die Hälfte der Kinder, die keine Schule besuchen, lebt in Konfliktregionen. Andere Gründe für ungleiche Bildungschancen sind Armut und Geschlecht und die Qualität der Schule und des Unterrichts. Schulklassen haben manchmal bis zu 100 Kinder und die LehrerInnen sind oft ungenügend ausgebildet. Der Unterricht erfolgt nicht selten in einer den SchülerInnen fremden Sprache.

Die Installation stellt mehrere Fragen: Was ist Bildung? Was sind die zentralen Daten und die größten Herausforderungen an das Bildungswesen? Wie ist die Situation von Grundschulkindern in ausgewählten Staaten? Was kann getan werden, um die Situation zu verbessern?

Die Installation ist verbunden mit einer ca. 100 Jahre alten Sammlung von Objekten der Nivchi, einer kleinen Ethnie in Südostsibirien. Die Erfahrung, dem Unterricht in einer Fremdsprache folgen zu müssen, machten schon die Nivchikinder vor knapp 100 Jahren.

Im Detail

  • Die Installation befindet sich im Winterhaus der Nivchi. Hier wurde gelebt, geschlafen, gekocht und gelernt. Was Nivchi-Kinder gelernt haben und welche Konsequenzen das hatte, wird auf einer Tafel dargestellt. Eines der Probleme war – verbunden mit dem Unterricht in Internaten und auf Russisch –, dass die Muttersprache mittlerweile fast gänzlich verschwunden ist.
  • Ein speziell für die Ausstellung hergestelltes Buch zeigt aktuelle Fotos von Grundschulen aus zentralen Ausstellungsabteilungen: aus Marokko, Mali und Papua Neuguinea. Ergänzt wird dieses Fotoalbum durch aktuelle Grafiken zum Thema Schulbesuch weltweit und alternativen Ansätzen wie den Projekten „Hole in the Wall“ und „School in the Cloud“ von Sugata Mitra.
  • Eine Holzkiste enthält eine Schulbuchsammlung: Lese- und Rechenbücher der ersten Klasse aus vielen unterschiedlichen Ländern laden zum Vergleichen ein.
  • Ein Doppelblatt stellt vier Alphabete vor und lädt zum Ausprobieren ein.
  • Maße der Installation: Tafel 540 x 800 mm, Holzkiste 350 mm und Fotobuch verkürztes DinA4.
  • Die Installation bezieht sich auf Millenniumsentwicklungsziel 2 „Bis zum Jahr 2015 sicherstellen, dass Kinder in der ganzen Welt, Jungen wie Mädchen, eine Grundschulbildung vollständig abschließen können.“)
Overview_Education

Ein Überblick über die Elemente der Installation zum Thema Bildung

Board_Education

Eine Informationstafel führt in das Thema ein und stellt die Verbindung zu den Nivchi her

Box_Education

In einer Holzbox befinden sich Schulbücher aus verschiedenen Ländern, die die Besucher dazu einladen, andere Bildungsansätze kennenzulernen

Worksheet_Education

Ein Arbeitsblatt fordert die Besucher auf, spielerisch selbst vier verschiedene Alphabete auszuprobieren

    Budget

    Das Budget:

     

    Design und Layout von Tafel, Fotobuch und Alphabet-Blatt

    640 €

    Druck und Laminieren von Tafel, Fotobuch (2 Exemplare) und Alphabet-Blatt (200 Stück)

    480 €

    Holzkiste

    30 €

    Schulbücher als Hands-on Objekte

    100 €

    Gesamtsumme

    1250 €

    Schritt-für-Schritt-Anleitung

    1. Schritt:

    Die Idee

    Wählen Sie zusammen mit den PartnerInnen ein passendes Objekt bzw. einen Ausstellungsbereich. Mögliche Anknüpfungspunkte für das Thema Bildung sind „Kinderthemen“: Spielzeug, Schule, Lebenssituation usw. oder aber Forschung, technische Entwicklungen, Wissenschaft. Schaffen Sie eine möglichst einfache und eingängige Verbindung zu den vorhandenen Ausstellungsteilen. Die Verbindung kann im Gegenstand, im Material, in den Akteuren oder in der Art der Geschichte liegen, die ein Objekt „erzählt“.

    In unserem Fall war es so, dass sich eine „natürliche“ Verbindung nicht sofort aufdrängte, sondern dass wir die Ausstellung  – eine historische Momentaufnahme einer kleinen sibirischen Gesellschaft – als Ausgangspunkt nahmen und versuchten, das Thema „Bildung“ einzubinden. Der Grund lag schlicht darin, dass wir hier genug Sitzplatz für eine größere Gruppe hatten.

    So ist der Zusammenhang nicht so offensichtlich, wie bei anderen Installationen, bei denen eine direkte Verbindung zu einem gezeigten Objekt besteht. Bei Führungen ist die Verbindung allerdings sehr leicht herzustellen, Individual-BesucherInnen erschließt sich sie nicht unmittelbar optisch, sondern nur in Verbindung mit der zugehörigen Tafel.

    2. Schritt:

    Der Plan

    Entwerfen Sie zwei, drei Skizzen zu Ihren Ideen und diskutieren Sie sie mit den Beteiligten. Überschlagen Sie schon einmal die Kosten und entwickeln Sie einen Zeitplan.

    Erstellen Sie anschließend eine Skizze, auf die sich alle einigen können und präzisieren Sie Ihren Zeitplan.

    3. Schritt:

    Sammeln und ausarbeiten

    Hauptaktivität bei dieser Installation war das Sammeln von Informationen, Bildern und Schulbüchern.

    Wir baten FreundInnen, KollegInnen, Bekannte, TeilnehmerInnen von Sprachkursen, uns von ihren Reisen oder aus ihren Heimatländern Unterrichtsbücher für Lesen, Schreiben und/oder Rechnen für die erste Klasse Grundschule mitzubringen. Besonders wichtig waren für uns Bücher, die in jenen Ländern eingesetzt werden, die in unserer Ausstellung präsentiert werden.

    Es ist nicht immer möglich, Bücher zu kaufen, aber am Ende hatten wir doch eine gute Sammlung von meist neuen, aktuellen, aber gelegentlich auch gebrauchten Schulbüchern. Vergessen Sie nicht, um Quittungen zu bitten, um die Kostenerstattung zu erleichtern. Es ist auch interessant zu sehen, wie teuer Bücher anderswo sind. Auch diese Information verrät etwas über den Zugang zu Bildung.

    Bitten Sie dieselben Personen auch, Grundschulen und SchülerInnen zu fotografieren. Dazu müssen Sie natürlich die erforderliche Erlaubnis bei der Schulleitung und den SchülerInnen einholen; es macht aber in der Regel allen Beteiligten Spaß. Bitten Sie gegebenenfalls MitarbeiterInnen von NGOs um Fotos. Es gibt zahlreiche Initiativen z.B. auch in Kirchengemeinden, die Schulen unterstützen. Vergessen Sie nicht, Bildrechte einzuholen. Auch hier waren Mali, Papua Neuguinea und Marokko für uns besonders interessant.

    Gute Grafiken zum Thema und aktuellste Zahlen finden Sie bei der UNESCO. Leider liegen die Grafiken nicht auf Deutsch vor, doch auf Nachfrage sind Übersetzungs- und Druckerlaubnis kein Problem.

    Tipp: Wenden Sie sich direkt telefonisch oder per Mail an die zuständige Stelle in Paris (s. Internet), dann erhalten Sie umgehend Antwort. Anfragen über die Internetformulare gingen in unserem Fall offensichtlich unter.

    Aufwändig, aber sehr interessant waren die Recherchen zu den Bildungsverhältnissen bei den Nivchi im Verlauf des 20. Jahrhunderts. Hier ergab sich auch ein über das Projekt hinausgehender Gewinn für die Dauerausstellung.

    4. Schritt:

    Inhaltliche Korrektheit

    Bitten Sie Ihre PartnerInnen Korrektur zu lesen und ggf. Inhalte zu korrigieren.

    5. Schritt:

    Dienstleistungen – Design und Druck von Tafel, Infobuch und Alphabet

    Geben Sie dann Inhalte, Fotos und Grafiken (inkl. der Grafikübersetzung) an die Grafikerin. Falls Sie einen Lektor im Budget berücksichtigt haben, umso besser. Besprechen Sie mit der Grafikerin, dem Grafiker, wie viele Korrekturschleifen inklusive sind. Mit zwei bis drei müssen Sie rechnen.

    6. Schritt:

    Testen des Alphabet-Blatts

    Bitten Sie Ihre Kinder, KollegInnen und deren Kinder um einen Test des Alphabet-Blatts. Ist es verständlich? Ist es interessant genug?

    7. Schritt:

    Fertigstellung

    Geben Sie alles in den Druck, fixieren Sie die Tafel an der Wand. Für die Bücher haben wir eine fertige, schlichte Holzkiste aus Birke aus einem Möbelmarkt gewählt. Das Info- bzw. Fotobuch in Spiralbindung konnten wir leicht an der Holzkiste mit einem Synthetik-ummantelten Draht fixierten.

    Die Schulbücher stehen nicht fixiert in der Kiste, d.h. einzelne Bücher werden verschwinden. Machen Sie eine Liste von den Büchern, damit Sie einen Überblick behalten.

    Tipp: Besonders schwierig zu beschaffende oder besonders schöne Bücher bringen wir nur zu den Führungen mit und lassen sie nicht in der Ausstellung.

    Unsere Erfahrungen

    Pro & Contra

    Pro

    • Die Installation lässt sich hervorragend für museumspädagogische Programme und Führungen nutzen.
    • MuseumsbesucherInnen betrachten gerne Originale. Originale Schulbücher aus anderen Ländern haben die wenigsten BesucherInnen je gesehen und in der Hand gehalten.

    Contra

    • Die Installation ist optisch der Umgebung angepasst. Einige BesucherInnen meldeten zurück, dass sie die Installation nicht finden konnten.
    • Die Verbindung zwischen dem Thema Bildung und der historischen Nivchi-Kultur liegt nicht immer auf der Hand. Sie ist klar, wenn ich die Tafel lese. Wenn ich jedoch im Nivchi-Haus sitze und ein Schulbuch in Tok Pisin aus Neuguinea in der Hand halte, könnte es verwirrend sein. 

    Lernerfahrungen

    • Das Schwierigste und Zeitaufwändigste an dieser Installation war es, den Fokus festzulegen, weil das Thema so weit gespannt ist. 

    Besucherreaktionen

    • Bei Führungen besonders mit SchülerInnengruppen entstehen gerade hier sehr lebhafte und fruchtbare Diskussionen
      - Wie ging es mir (als Kind mit einer anderen Muttersprache), als ich in die deutsche Schule kam?
      - Was ist ein gutes Schulbuch?
      - Was lerne ich heute informell (laufen, sprechen Smartphones bedienen etc.)
      - Wie kann man angesichts des Lehrkräftemangels in den sogenannten Entwicklungsländern noch lernen (wiederum Stichwort Smartphones)

    Internetlinks + andere Quellen

    Bildungskampagne: Homepage der Bildungskampagne bietet zum Beispiel Unterrichtsmaterialien zu den Themen der internationalen Bildungskampagne, aber auch Geschichten und Lebensgeschichten.

    www.bildungskampagne.org/fund-the-future

    UNESCO: Datenbank zu allen Aspekten der Bildung

    www.uis.unesco.org/DataCentre/Pages/country-profile.aspx

    UNESCO: Global Monitoring Reports zum Download, einschließlich des Berichts von 2015, der den gesamten MDG-Zeitraum umfasst.

    www.en.unesco.org/gem-report

    Alphabet: Der Regisseur Erwin Wagenhofer erkundet in seinem Film, was Bildungssysteme mit Kindern machen

    www.alphabet-film.com/

    Sugata Mitra: Der Bildungswissenschaftler Sugata Mitra entwirft in einem TED-Talk sein Bild von einer Schule der Zukunft, die Kinder zu autonomem Lernen einlädt

    www.ted.com/talks/sugata_mitra_build_a_school_in_the_cloud

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